Was muss ich über meinen Bogen wissen?
Wie stelle ich ihn ein?
Wie sieht der richtige Schussablauf aus?
Feststellen des dominanten Auges
Man bildet mit den Händen eine Dreieck und streckt die Arme aus.
Bild 1: Beide Augen sind offen. Man zentriert einen Punkt in ca. 5 m Entfernung. Bild 2: Das rechte Auge ist offen, der Punkt sollte in der Mitte bleiben (Rechtshänder) Bild 3: Das linke Auge ist offen. Der Punkt sollte außerhalb des Dreiecks sein. |
Standhöhe
Die Standhöhe ist der Abstand zwischen dem tiefsten Punkt im Griffstück und der Bogensehne. Die Standhöhe ist ein Maß, dass jeder Bogenschütze kennen sollte und immer wieder überprüfen muss. Wenn die Standhöhe am Bogen immer gleich ist, wird sich der Bogen und der Pfeil auch immer gleich verhalten. Soviel zu Theorie, natürlich ist das Bogenschießen eine sehr komplexe Sportart bei der viele Faktoren Einfluss auf den Schuss haben. Die Standhöhe ist nur eine davon, aber eine die man durch einfache Kontrolle gut in dem Griff bekommen kann.
Ändert sich die Standhöhe so wirkt auch eine andere Kraft auf den Pfeil, als Folge ändert sich der Flug des Pfeils und damit auch das Trefferbild auf der Zielauflage.
Visier
Es gibt im Bereich der Visiere große Materialunterschiede, die preiswerten Visiere für 30 Euro sind meistens nicht fein genug einzustellen bzw. werden durch die Erschütterungen des Bogens immer wieder verstellt. Die besseren Visiere fangen in der Preiskategorie ab 80 Euro an und zeichnen sich vor allem durch die Feineinstellung aus.
Der Bogeschütze muss den Umgang mit dem Visier lernen. Schnell ist das Visier in die falsche Richtung gedreht und der Pfeil verfehlt die Zielauflage.
An Position 1 kann man die Stange sehen, an dem das Visier nach oben und unten geführt wird. Je höher das Visier eingestellt wird, desto näher das Ziel. Je tiefer das Visier desto größer die Entfernung.
An Position 2 kann man hier das Zielkreuz erkennen. Wird das Zielkreuz nach links gedreht, so wandert der Pfeil nach rechts. Wird das Zielkreuz nach rechts gedreht, so wandert der Pfeil auf der Zielauflage nach links.
Auf Position 4 kann man den Steg sehen, mit dem das Visier an dem Mittelteil angebracht ist.
Der Steg wird zu Beginn in das hinterste Loch an dem Mittelteil fixiert. Das Visier steht also maximal vom Bogen weg. Aus diesem Grunde ergibt sich der Größtmögliche Abstand zwischen Auge und Visier. Je weiter der Abstand ist, desto feiner ist der Weg zur Zielauflage einzustellen. Dies ermöglicht damit auch ein feineres und genaueres Zielen.
Wie stelle ich das Visier ein?
Zu Beginn wird das Visier auf kurze Entfernungen (Anfänger 10 m) eingeschossen und so lange verstellt, bis die Pfeilgruppe (3 – 5 Pfeile sollten auf die Größe 10 cm Kreises geschossen werden) im Gold stecke. Die Visiereinstellung muss der Schütze anhand der Skala ablesen und in seinem Schießbuch eintragen.
So steigert man sich von 10 m auf 18 m auf 25 m auf 30 m auf 40 m auf 50 m. Die Visiereinstellungen werden vom Schützen stets notiert, damit diese bei Bedarf zur Verfügung stehen. Gleichzeitig werden auch die Wetterbedingungen notiert, bei dem diese Visiereinstellungen geschossen worden sind. Bei strahlendem Sonnenschein ist die Visiereinstellung tiefer und bei Regen höher.
Auch Abweichungen nach links und rechts pro Entfernung werden notiert. Benutzt der Schütze sehr gutes Material, können die Visiereinstellungen mittels Dreisatz auf jeden Meter errechnet werden. Bei den Anfängern und bei der Verwendung von preiswerteren Holzwurfarmen ist die Leistung nicht so gleichmäßig. Dann darf die Ermittlung der Visiereinstellungen über den Dreisatz nur als Anhaltspunkt genommen werden.
Der Schütze notiert sich die Visiereinstellungen bei jedem Schießen um so Abweichungen festzustellen, die Abhängig von der Wetterlage oder von der Tageszeit sind. So baut sich der Schütze nach und nach die notwendige Erfahrung auf, die für das Bogenschießen notwendig ist. Je schneller der Schütze auf Abweichungen reagieren kann, um so besser ist das Ergebnis auf der Zielauflage.
Der Stand
Wenn der Schütze zur Linie tritt, nimmt er die Standposition über der Schießlinie ein. Der Stand ist das Fundament des Schusses. Hat der Schütze eine verkrampfte Haltung, ist der Rücken nicht gerade, ist der Schütze beim Schuss nicht im Gleichgewicht, dann spielt der Bogenarm, das Zielen und das Lösen keine Rolle mehr. Der Stand muss gerade sein, wenn der Schütze ein gutes Schießergebnis leisten möchte. Außerdem muss der Stand für den Schützen wiederholbar sein. Der Schütze muss in der Lage sein, immer den gleichen oder besser gesagt immer den identischen Stand einzunehmen. Das Regelwerk lässt es zu, dass der Schütze sich den Stand über der Schießlinie markiert um einen identischen Stand zu unterstützen.
Für den Stand nehmen die Füße eine parallele Stellung in etwa in Schulterbreite über der Schießlinie ein. Der Oberkörper ist gerade und wird leicht nach vorne geneigt. Auf dem Fußballen sollte ca. 60 – 70 % des Körpergewichts liegen, auf der Ferse die übrigen 30 – 40%. Der Stand muss Stabil sein! Die Schultern sind gerade, entspannt und hängen nach unten. Der Rücken ist gerade und bildet kein Holkreuz. Der Kopf ist ebenfalls gerade und der Mund ist zu.
Während des Schussablaufs gibt es im Stand oder der Hüfte keine Bewegung. Beim Schuss bewegen sich nur diejenigen Muskeln, die den Bogen ziehen. Der Schütze ist während der kompletten Zugphase ruhig und ein von Außen stehender Betrachter hat den Eindruck, als wäre Bogenschießen das einfachste auf der Welt.
Hat der Schütze die Position auf der Schießlinie eingenommen, unternimmt er einen tiefen Atemzug. Der Fokus ist direkt auf das Ziel ausgerichtet. Der Schütze atmet langsam aus und der komplette Körper entspannt sich. Der Schütze fühlt die Entspannung die vom Kopf beginnend durch den ganzen Körper bis in die Fußspitzen geht. Dieser Vorgang wird mit vollem Bewusstsein vom Schützen ausgeführt.
Der Schütze atmet mit dem Bauch oder besser, mit dem Zwergfell und nicht mit der Brust. Der Mensch kann sowohl mit dem Bauch als auch mit der Brust atmen. Beide Methoden sind gleichberechtigt, Männer neigen eher zur Brustatmung während Frauen eher zur Bauchatmung neigen. Für alle Schießsportarten gilt, dass die Bauchatmung bevorzugt wird. Da dies den Körper mehr relaxed und im Moment des Schusses den Oberkörper ruhiger hält.
Die Atmung
Es gibt für die Atmung die ZEN – Methode, hierbei handelt es sich um eine Philosophie die den Schützen durch gezielte Atmung und tiefen und bewusstem Atmen eine Zustand größter Entspannung erreicht. Dabei wird mit langsamen Atemzügen und Bauchatmung der Blutdruck und die Herzfrequenz gesenkt.
Die Fokussierung
Der Schütze fokussiert sich auf das Ziel. Dabei verschwinden alle irrelevanten Gedanken aus dem Kopf des Schützen. Der Schütze taucht in seine eigene Welt ein und ist nur noch auf das Ziel ausgerichtet. Der Schütze fühlt tiefe Zufriedenheit und ist angenehm und ideal ausgerichtet.
Das Nocken des Pfeils in die Sehne
Der nächste Schritt ist das Nocken des Pfeils in die Sehne.
Die Bogenhaltung
Für den Griff in den Bogen und den Griff in die Sehne gilt das gleiche, was auch für den Stand gilt. Der Griff muss von dem Schützen wiederholbar durchgeführt werden. Die Kunst des Bogenschießen ist die Kunst des identischen. Der Griff in den Bogen und der Griff in die Sehne muss konstant und gleichmäßig durchgeführt werden. Der Griff in den Bogen und in die Sehne gehören wie der Stand zu den statischen Elementen im Schussablauf. Die Statischen Elemente werden deswegen als Statisch bezeichnet, weil bei in diesen Phasen des Schusses keine sichtbare Bewegung beim Schützen erkennbar sein soll.
Der Griff in die Sehne und der Griff in den Bogen
Der Griff in die Sehne erfolgt mit drei Fingern. Der Zeigefinger greift oberhalb des Pfeils und der Mittelfinger und Ringfinger unterhalb des Pfeils in die Sehne. Die Sehne liegt kurz hinter dem ersten Glied des Mittelfingers. Der Handrücken ist entspannt und gerade.
Die Finger müssen nun in die Sehne positioniert werden. Der Schütze greift in die Sehne und zieht den Bogen leicht. Nun muss der Schütze mit den Augen den Griff in die Sehne überprüfen. Jeder Schütze hat gegenüber einem anderen Schützen einen leicht anderen Griff in die Sehne. Wichtig ist, dass jeder Schütze seinen Griff wiederholbar durchführt. Der Griff in die Sehne muss immer identisch erfolgen, dies geht nur, wenn der Schütze mit den Augen den Griff kontrolliert.
Viele Schützen greifen mit Gefühl in die Sehne ohne den Griff zu kontrollieren. Es ist sehr wichtig, dass der Griff vor jedem Schuss mit dem Auge kontrolliert wird. Der Schütze muss sich vor jedem Schuss versichern, dass die Platzierung der Finger auf den Tab und in die Sehne gleich ist.
Die Zughand muss entspannt sein, der Schütze kann in seinem Tab einen Fingertrenner benutzen. Der Fingertrenner schafft einen Abstand zwischen dem Zeigefinger und dem Mittelfinger. Der Fingertrenner unterstützt den Schützen dabei, den Pfeil nicht einzuklemmen und eine entspannte Zughand zu erhalten.
Wer keinen Fingertrenner benutzt, neigt dazu Spannung in den Fingern und im Handrücken zu entwickeln. Der Handrücken der Zughand muss beim Schuss entspannt sein!
Der Auszug
Der wenig vorgespannte Bogen wird mit leicht angewinkeltem Bogenarm und lockerem Zugarm bis auf Mitte Scheibenhöhe angehoben. Die Schultern hängen locker nach unten. Der Bogen wird bereits in dieser Phase vertikal ausgerichtet und hält diese Position bis zum Lösen und für einen Moment danach. Der Bogenarm wird gestreckt und der Ellenbogen wird zwischen den Schultergelenken und Handgelenk nach innen rotiert, sodass die Ellenbogengelenksfalte parallel zur Sehne steht. Die Bogenhand dreht dabei nach Außen, was eine spiralartige Verdrehung des Unterarmbereiches ergibt. Der Zugarm zieht mit dem Ellenbogen bis ca. zur Augenhöhe, eng am Kopf entlang bis die für den Schützen ermittelte, richtige Vorauszugslänge erreicht ist. Dies entspricht je nach Körperverhältnissen, etwa 50 – 70% des Gesamtauszuges. Die Zughand verläuft dabei eng am Körper auf der Kraftlinie.
Der Zugarm: Die Sehne muss in gerader Linie bis zwei bis drei Zentimeter vor dem Ankerpunkt gezogen werden. Der Unterarm der Zughand ist bis zum Schuss entspannt.
Die Atmung während des Auszugs: Der Schütze atmet während des Zugvorgangs ein. Während des Auszugs einzuatmen gibt dem Schützen ein Gefühl von Entspannung und Stärke.
Die Zughand: Der Winkel des Handgelenks darf sich während des Auszugs nicht ändern und muss konstant bleiben. Der Schütze hat eine Tendenz die Hand beim Ankern im Gesicht zu bewegen. Dabei wird aber auch die Sehne verdreht und dies übt einen bösen Effekt auf den Pfeilflug aus.
Die Finger der Zughand: Die Finger der Zughand müssen eine bestimmte Mindestkraft entwickeln. Der Schütze muss sich vorstellen, dass die Finger so stabil wie eine Stahlkette ist. Der anderen Finger, der Handrücken und der Unterarm ist dabei entspannt. Die Visualisierung einer Stahlkette soll dem Schützen helfen, diesen Zustand in der Hand zu erreichen.
Der Bogenarm: Von dem Moment des Auszugs an steht der Bogenarm in der horizontalen Linie auf die Zielscheibe ausgerichtet. Dies muss zu Beginn des Auszugs geschehen, sonst wäre es notwendig den Bogenarm nach dem Auszug oder während des Auszugs anzuheben. Dies ist sehr ungünstig und würde zusätzliche Spannung im Bogenarm erzeugen.
Die Bogenschulter: Es ist zwingend, dass die Bogenschulter während des Auszugs unten und fest bleibt. Wenn der Schütze so mit den tiefen Schultern auszieht und schießt, wird er deutlich mehr Kraft in den Bogen lenken und der Abschuss erfolgt wesentlich effizienter. Ist der Schütze nicht in der Lage mit den tiefen Schultern zu schießen, so wird ein Teil der Kraft vom Körper absorbiert und zumeist führt dies langfristig zu Verspannungen und sogar zu Gelenk- und Sehnenentzündungen die bis zur Aufgabe des Hobbys führen können.
Das Ankern
Wenn der Schütze in den Vollauszug gelangt, muss der Zugarm als eine Einheit in die Ankerposition des Schützen von unten an den Kieferknochen geführt werden. Der Begriff „Ankern“ ist wahrscheinlich nicht das richtige Wort um diesen Vorgang zu beschreiben, da dies dem Schützen suggeriert, dass der Auszug hier enden würde. Aber Fakt ist, dass die äußere Bewegung von einer inneren Bewegung abgelöst und fortgeführt wird.
Von der Seite betrachtet soll der Ellebogen des Zugarms in einer gedachten Linie mit dem Pfeil oder maximal etwas über den Pfeil liegen.
Gleiches gilt, wenn der Schütze von oben betrachtet wird. Der Ellebogen und der Pfeil sollen in einer Linie liegen. Der Ellebogen darf etwas hinter dieser Linie liegen, jedoch NIE vor dieser Kraftlinie.
Die Zughand muss in einer festen Position unter dem Kieferknochen gesetzt werden. Diese Position muss stabil auf dem Gesicht aufliegen und eine feste Verbindung schaffen. Der Kontakt soll so stabil wie eine Verbindung zwischen zwei Knochen sein. Dies ist ein wichtiger Vorgang für die Ankerposition. Wenn der Schütze das Ziel anvisiert, muss immer die gleiche stabile Körperhaltung eingenommen werden. Die feste Verbindung der Zughand zum Kieferknochen trägt erheblich zu einem korrekten Zielvorgang bei. Dabei darf die Zughand in keinster Weise bewegt oder gedreht werden.
Jede Änderung der Zughand am Gesicht oder ein Anheben des Ellebogens des Zugarms ändert den Druck der Zugfinger auf die Sehne und damit auch die Dynamik des Schussablaufs und die Kraft die über den Bogen auf den Pfeil übertragen wird.
Die Verbindung zwischen der Sehne und dem Kinn muss fest und stabil sein, dann wird der Schütze auch solide Schüsse abgeben können.
Die Körperspanung
Die Sehne nicht einfach vom Schützen gelöst, sondern der Schuss erfolgt erst nach dem Aufbau der Körperspannung. Der Grund hierfür liegt in einem gewollten konstanten Schießrythmus. Durch die Konzentration des Schützen auf den Aufbau der Körperspannung wird der Angst vor einem schlechten Schuss entgegen gewirkt und der Schütze beschäftigt sich mit dem Schießablauf und nicht mit dem Zielen. Dies führt zu einer sauberen und wiederholbaren Schießtechnik und diese Technik sorgt dafür, dass der Schütze auch gedanklich tatsächlich beim Schussablauf ist. Durch diese Weise kann der Schütze viele entspannte Schüsse mit immer gleichen Trefferbild abliefern.
Um von der Ankerposition, oder besser die Halteposition aus die Körperspannung aufzubauen, wird Zeit benötigt um die Kraft aus dem Arm in den hinteren unteren Rückenmuskeln umzuleiten.
Wenn nun die Halteposition erreicht worden ist, muss der Fokus des Schützen darauf ausgerichtet werden, den Schultermuskel zu bewegen. Die Zugschulter wird dabei minimal nach unten gezogen. Dies ist ein grundsätzlicher interner Bewegungsablauf der auf der Sehne keine Bewegung auslöst.
Wenn die Zugbewegung gestoppt ist, ist eine enorme Muskelkraft notwendig um die Zugbewegung wieder fortzuführen. Diese Kraft kann der Schütze in der Regel nicht konstant aufbringen, oder wenn er dies schafft, dann ist die Bewegung meist zu explosiv oder nicht fein steuerbar.
Dies verursacht nicht nur eine schnelle Ermüdung, sondern mündet generell in den Verlust der korrekten Körperspannung. Der Schütze muss dann mit anderen Muskeln übermäßig im Bereich des Zugarms ziehen oder im Bereich des Bogenarms Druck ausüben um den Zug schaffen. Dies wiederum führt zu einer ausgeprägten Unbeständigkeit beim lösen.
Die Atmung
Während des Zugvorgangs atmet der Schütze leicht ein und steigert damit das Gefühl von Stärke und Entspanntheit. Während des Aufbaus der Körperspannung muss langsam und gleichmäßig ausgeatmet werden und es muss eine natürlich Entspannung erzeugt werden. Dabei werden die Lungen bis zum natürlichen Gleichgewicht ausgeatmet. Die Atmung muss nun in dieser Stellung gehalten werden bis das Lösen abgeschlossen ist.
In dieser Phase muss der Fokus zu 100% in den Aufbau der Körperspannung gehen und dort auch bleiben. Wenn nun irgend ein anderer Gedanke kommt, geht die Körperspannung sofort verloren.
Der Schütze muss verstehen, dass es beim Ankern oder das Erreichen der Halteposition nicht um einen eigenen Schritt, sondern um das Erreichen eines kritischen Punktes, quasi eines Meilensteins, geht. Es handelt sich um einen fließenden Prozess, der mit allen Überprüfungen und Kontrollen unter Beibehaltung des Gleichgewichts und der Balance ausgeführt wird.
Mit dem Ankern beginnt gleichzeitig die Bereitschaft zum Zielen und Lösen.
Das Zielen
Wenn der Schütze ankert und die Halteposition erreicht hat, geht der Fokus in den Aufbau der Körperspannung über. Der Schütze atmet langsam aus und hält sich und den Bogen in Balance.
Dennoch muss der Schütze nun ein wenig Aufmerksamkeit auf das Zielen lenken. Der Zielvorgang startet erst mit dem erreichen der Halteposition. Die ideale Zeit zwischen dem Zeitpunkt zum Ankern bis zum Lösen liegt zwischen einer und drei Sekunden. In diesem Zeitfenster ist statistisch die höchste Trefferquote.
Das Zielen findet im Unterbewusstsein statt. Der Fokus des Schützen liegt und bleibt im Aufbau der Körperspannung. Das Zielen findet neben bei statt! Der Schütze bewegt also im Unterbewusstsein das Fadenkreuz auf das Gold der Zielauflage.
Dem Fadenkreuz oder der Leuchtpin ist es erlaubt, sich innerhalb des Goldes flüssig und leicht kreisend zu bewegen. Zielen erfolgt ohne Angst. Das Zielen soll beiläufig erfolgen!
Der Schütze kann sich immer nur auf eine Sache komplett konzentrieren. Der Fokus liegt in diesem Stadium des Schussablaufs auf jeden Fall beim Aufbau und den Erhalt der Körperspannung. Wenn der Schütze nun die Aufmerksamkeit für andere Dinge, wie z. B. den Zielvorgang benutzt, treten die Nachteile auf, die in den Punkten zuvor beschrieben wurden. Der Schütze muss zusätzliche Kraft aufwänden um die Schussposition zu erreichen. Dies führt dann schnell dazu, dass der Schütze ungleichmäßig zieht und später gar nicht mehr weit genug ausziehen kann. Also, das Zielen geschieht beiläufig!
Während der Ausdehnung, wenn die Körperspannung aufgebaut wird und die Kraft in den Schultermuskel übergeht, ist die Bewegung des Auszugs sehr klein. Der Schütze beobachtet zu diesem Zeitpunkt den Pfeil.
Die Kraft für den Schuss zwischen Bogenarm und Zugarm muss im Gleichgewicht liegen. Die Kraftverteilung von 50:50 ist erwünscht. Eine Störung des Gleichgewichts führt zu unkoordinierten Bewegungen und entweder zu einer höheren Druckkraft des Bogenarms, dann neigt sich der Schütze mehr zur Scheibe. Oder zu einer höheren Kraft im Bereich des Zugarms, dann bewegt sich der Schütze von der Scheibe weg. Beides führt jedenfalls nicht zu einem geraden und ausgewogenen Stand und Haltung.
In diesem Stadium muss die komplette Konzentration des Schützen auf den Aufbau der Körperspannung liegen. Alle anderen Gedanken, wie die Überprüfung der Finger auf der Sehne oder irgend etwas anderes führt dazu, dass die Körperspannung verloren geht.
Das Lösen des Pfeils
Die Sehne muss bei totaler Entspannung der Finger der Zughand gelöst werden. Die Sehne drückt die Finger der Zughand aus den Weg und der Schütze lässt dies zu. Der Lösevorgang wird von dem Trapezmuskel eingeleitet und darf auf keinen Fall durch das Drücken gegen den Bogen oder durch Ziehen der Finger der Zughand erfolgen. Das Lösen ist eine interne Bewegung durch gleichzeitiges öffnen der Brust und Bewegung der Schultermuskeln.
Der Moment wenn der Pfeil bis zum maximalen Auszug gezogen wird, muss vom Schützen gefühlt oder besser gespürt werden. Wenn der Schütze das Erreichen optisch prüft, ist ein Teil seiner Konzentration von dem Aufbau und Erhalt der Körperspannung abgelenkt. Das Resultat ist der Verlust der Körperspannung mit den bekannten Konsequenzen.
Die Bogenschützen die durch bewusstes Öffnen der Finger die Sehne lösen wollen, haben den Fokus von der Körperspannung genommen und auf die Finger verlagert. Dies stoppt die Bewegung des Auszugs.
Der kleine Finger hat einen separaten Muskel der den kleinen Finger kontrolliert Der kleine Finger der Zughand muss auch entspannt sein und von Schuss zu Schuss immer in der gleichen Haltung bleiben. Jede Änderung der Position oder der Kraft in dem kleinen Finger, wirkt sich auf die anderen Finger der Zughand aus.
Das Nachhalten
Das Nachhalten gehört zum Lösen und muss ebenfalls zusammen mit dem Lösen erfolgen und nicht nacheinander. Die richtige Körperspannung muss für weitere ca. eine bis zwei Sekunden aufrecht erhalten werden. Der Schütze fokussiert also weiterhin seinen Geist auf die Aufrechterhaltung der Körperspannung.
Dieses Aufrechterhalten der Rückenspannung auch nach dem Abschuss dient der Vorbereitung für den nächsten Schuss. Das Gehirn merkt sich solche Abläufe und der Schütze erhält dadurch ein besseres Gefühl für die Körperspannung.
Das Nachhalten ist eine natürliche Eigenschaft des Körper und Geistes und sollte vom Schützen intensiv genutzt werden. Es handelt sich hierbei nicht um ein künstlich gewolltes, sondern die natürlichen Verhaltensmuster des Schützen sollen gefördert und unterstützt werden.
Die Entspannung und Schussanalyse
Nachdem das Lösen und das Nachhalten erfolgt ist, ist es an der Zeit den Köper auf den nächsten Schuss vorzubereiten. Hierfür muss der Körper wieder nach der Anspannung des Schusses komplett entspannen und relaxen. Hierfür nimmt der Schütze wieder einen tiefen Atemzug und führt eine emotionslose Analyse des letzten Schussablauf durch.
Der Schütze muss lernen, den Schuss zu fühlen. Der Schütze muss den idealen Schussablauf mit dem tatsächlich stattgefundenen Schussablauf in seinem Geist abgleichen. Dies ist einfach gesagt und so schwer umzusetzen. Bedeutet dies doch konsequentes Training und ständige Visualisierung.
Wenn der Schütze den Schuss fühlen kann, dann ist er in der Lage auch kleinste Fehler selber zu erkennen und für den nächsten Schuss abzustellen. Der Einsteiger und Fortgeschrittene kann dies auch schon machen, allerdings müssen sich diese Sportler fürs erste damit begnügen, nur grobe Fehler erkennen zu können. Wer das Nachhalten und die Entspannung und die Analyse jedoch konsequent nach jedem Schuss, auch im Training, beherziegt, wird diese Fähigkeiten schnell erlernen und weiter ausbauen.